Die Prüfungsstelle für Geschäftsbriefe in Berlin hatte ihren Sitz im Postamt Berlin O17 in der Fruchtstraße 8, am Schlesischen Bahnhof. Dort war auch die Überwachungsstelle für Briefe in Berlin untergebracht.

Die Prüfungsstelle für Geschäftsbriefe bot ortsansässigen Firmen die Gelegenheit ihre geschäftliche Korrespondenz ins befreundete oder neutrale Ausland, sowie in die Grenzzonen oder nach Elsass-Lothringen geschlossen aufliefern zu können.

Der erste bekannte Beleg in meinem Archiv stammt vom 4. August 1914. Bis einschließlich 13.August 1914 wurden alle Briefe auf der Rückseite mit Siegellack und dem Petschaft des Postamts Berlin O17 verschlossen.

Brief der Deutschen Bank aus Berlin W8 aufgegeben in Berlin O17 nach Biala(Galizien) vom 10. August 1914

Rückseite mit Lacksiegel des Postamts Berlin O17 und der Unterschrift der Überwachungsoffiziers Krüger

Der Aufwand, jeden Brief mit einem Lacksiegel zu verschließen, war doch recht hoch. Wenn man von 2000 bis 3000 Sendungen pro Tag ausgeht und ein Gewicht von 1,5g pro Lacksiegel annimmt, dann kommt man bei 300 Arbeitstagen der Prüfungsstelle auf einen Verbrauch von einer Tonne(!) Siegellack pro Jahr.

Einschreibebrief der Deutschen Bank, Berlin W8 vom 13. August 1914 an das Bankhaus Morel, Chavannes, Günther & Co in Lausanne/Schweiz.

Rückseite mit dem Lacksiegel, dem Dienstsiegel und der Unterschrift des Überwachungsoffiziers Krüger

Alle Geschäftsbriefe ab dem 14. August 1914 tragen nur noch einen Abdruck des Dienstsiegels der Prüfungsstelle.