Diese Zensurstelle wurde gleich zu Beginn des Krieges Anfang August 1914 im Hauptpostamt im Zimmer 38 eingerichtet. Ein genaueres Datum ist nicht überliefert.

Die Hauptpost lag genau gegenüber dem alten Bahnhof. Das Generalkommando des XIII. K.W. Armeecorps lag fußläufig nicht weit entfernt in nördlicher Richtung etwa auf Höhe des heutigen Bahnhofs. Die Zensurstelle für die übrige Privatpost, Postüberwachungsstelle für Briefe genannt, hatte ihren Sitz im Katharinenstift, das nördlich des Hoftheaters lag. Beide Zensurstellen waren räumlich sowie personell voneinander getrennt und hatten im Normalfall nichts miteinander zu tun.

Das genaue Eröffnungsdatum der Prüfungsstelle ist in den Akten nicht genau vermerkt aber in einer Dienststellenbeschreibung aus dem Jahr 1917 steht folgendes:

Die Prüfungsstelle trat bei Kriegsausbruch in Tätigkeit, in erster Linie, um einer Anzahl von hiesigen und auswärtigen württemb. Firmen, welche auf Vorschlag der Handelskammer vom stellv. Generalkommando bestimmt werden, Gelegenheit zu geben, ihre geschäftlichen Schriftstücke – gewöhnliche Briefe, Einschreib & Wertbriefe – geschlossen ins neutrale bzw. verbündete Ausland, gelangen zu lassen.

Die Liste umfasste laut einem Aktenvermerk zu Beginn 120 Firmen und wurde später auf 60 Firmen zusammengestrichen. Die ursprüngliche Liste war bis heute in den Akten nirgends zu finden.

Anfangs waren der militärische Leiter der Dienststelle und 2 Beisitzer von der Handelskammer Stuttgart für die Prüfung der Briefe zuständig.

Die Funktionsweise der Prüfungsstelle ist in dem oben genannten Bericht wie folgt dargestellt:

 

Die Briefe werden von den Boten der betreffenden Firmen offen aufgeliefert, von den anwesenden Beisitzern oder dem Leiter der Stelle selbst auf ihren Inhalt geprüft und wenn nichts zu beanstanden ist, auf der Rückseite des Briefumschlags mit einem Vermerk – Anfangsbuchstabe des Namens der Prüfenden – versehen. Der Bote schließt alsdann die Briefe und legt sie auf den dafür bereitstehenden Tisch. Einschreib & Wertbriefe lässt er von dem Postfräulein eintragen und erhält seine Quittung bzw. Postbuch.

Alsdann stempelt der Postunterbeamte die Briefe und zwar auf der Vorderseite mit dem Stempel des Generalkommandos, auf dem Platze der Rückseite mit dem Prüfungsstempel. In den letzteren schreibt der Leiter der Stelle seinen Namen, bezw. Es ist Stempel mit Facsimile gestattet.